Ein Tag als kleiner Strolch

Der Kindergarten öffnet um 7.30 Uhr. Bringzeit ist bis 8.45 Uhr.
Wenn es nicht in Strömen regnet oder eiskalt ist, startet der Tag im Garten. Sobald alle 15 Kinder da sind und sich schon ein wenig auspowern konnten im Garten, gehen wir gemeinsam hoch. Die Kinder nehmen ihre Rucksäcke vom Tor und ihre Kleidung - wenn sie welche ausgezogen haben - selbstständig mit.

Oben entscheidet jedes Kind für sich, ob es die Outdoorgarderobe nutzt oder nur seine Schuhe vor der Tür auszieht und den Rest im Hausflur. Wir legen Wert darauf, dass die Kinder ihre Sachen möglichst selbstständig an- bzw. ausziehen und auf ihren Platz hängen/stellen.
Nachdem alle, die mussten, auf der Toilette waren und Hände gewaschen haben treffen wir uns im blauen Zimmer für den Morgenkreis.
Ein Kind gestaltet die Kreismitte mit bunten Tüchern, zwei Gongschalen, der Zählschlange und dem Erzählball. Kinder brauchen viele Routinen, damit sie Sicherheit, Orientierung und Struktur bekommen. Daher ist der Morgenkreis immer gleich aufgebaut:

  1. Das Schlagen der Gongschale
    • Auditiver gemeinsamer Start.
    • Ruhe, runterkommen, sich fokussieren.
    • Auge-Hand-Koordination
  2. Gemeinsames Begrüßen mit einem der Begrüßungslieder auf den bunten Wappen an der Wand
    • Musikalische, Rhythmik
    • Farben lernen
    • Sprachförderung
    • Auge-Hand-Koordination
    • Gemeinschaftsgefühl
    • Impulskontrolle
    • Rücksicht auf andere
  3. Zählen der anwesenden Kinder mithilfe der Zählschlange und besprechen welche Kinder warum nicht anwesend sind
    • Mathematische Bildung (Zählen / Mengen / visuelles Wahrnehmen)
    • 1 zu 1 Zuordnung durch die Perlen
    • Genaues Hören
    • Abwarten
    • Interaktion mit den jeweils anderen
    • Feinmotorik
    • Impulskontrolle
    • Kein runterrattern, sondern richtiges Zählen
  4. Besprechen des heutigen Wetters mit Hilfe einer Wetterscheibe
    • Wahrnehmung der Umwelt
    • Naturphänomene
    • Katastrophen aufgreifen
    • Regt Diskussion an (ist der Himmel blau oder grau etc.)
    • Selbstwertgefühl wird gestärkt
  5. Änderung des Datums am Kalender
    • Zahlen erkennen
    • Monate lernen
    • Tage lernen
    • Jahreszeiten
    • Buchstaben erkennen
    • Wortschatz/ Sprachförderung
    • Feinmotorik
    • Kraftdosierung
    • Impulskontrolle

Anschließend hat das Fachpersonal Zeit den Tagesablauf, aktuelle Projekte, … zu besprechen oder Spiele zu spielen.
Bevor wir zur Brotzeit übergehen, verabschieden wir uns immer mit demselben Abschlusslied

„Und zum Schluss
einen dicken Kuss
bevor wir auseinander gehen
sagen wir Auf Wiedersehen
und zum Schluss
einen dicken Kuss“


Nach dem Morgenkreis gibt es Brotzeit, wobei es den Kindern offensteht, ob sie direkt Brotzeiten wollen oder lieber erst noch ein bisschen spielen wollen und erst dann was essen.
Im Laufe der Zeit hat es sich eingebürgert, dass wir alle jeden Morgen gemeinsam in der Küche sitzen und unsere Brotzeit genießen. Die Kinder haben die Möglichkeit mit ihren Freunden und Freundinnen zu teilen. Zum "Nebenhernaschen" gibt es aufgeschnittenes Obst und Gemüse von der Schulobst-Lieferung.
Sobald die Kinder fertig sind mit essen räumen sie ihre Flasche und die Brotzeitbox auf und können in das Freispiel übergehen.


Jedem erscheint der Begriff Freispiel sofort klar - und doch versteht jeder darunter etwas völlig anderes.
Freispiel bedeutet nicht, sich zwischen Memory und Bauklötzen zu entscheiden. Freispiel ist auch kein ”Restposten” an Zeit, die man notgedrungen abwartet, bis alle Kinder da sind, um dann endlich mit der richtigen Arbeit, der Förderung zu beginnen. Freispiel heißt, was der Name sagt: die Kinder frei spielen lassen.
Die Erzieherinnen beobachten aktiv und greifen, wenn nötig, konstruktiv ein. Das Freispiel als Schwerpunkt unseres Erziehungskonzeptes: Alle Fähigkeiten, die ein Spiel beansprucht und herausfordert, übt es auch gleichzeitig ein.
Nur durch eigene Erfahrungen kann ein Kind die Welt erobern. Freispiel bedeutet die freie Wahl von Partner, Spielart, Spielort, Spieldauer, Spielverlauf. Das Freispiel nimmt deshalb in unserer Einrichtung einen hohen Stellenwert ein, da durch diese Methode unsere Schwerpunkte erreicht werden können.

Wir verfolgen den Gedanken der spielzeugreduzierten Arbeit.
Spielzeug hatte, aus den unterschiedlichsten Gründen, bei uns von Anfang an keine sehr große Bedeutung. Bei uns laden verschiedene Zimmer zum Bauen, Puppenspielen, Kuscheln, Bücherlesen und kreatives Arbeiten ein. Die Kinder entscheiden selbst, wo und mit wem sie spielen möchten. Die Raumgestaltung variiert je nach Bedürfnis und aktueller Situation. Die Palette an Spielmaterialien wechselt je nach Interesse der Kinder.
In Kinderkonferenzen entscheiden die Kinder gemeinsam, eigenständig und demokratisch, welches Spielzeug benutzt wird und welches zur Aufbewahrung in den Speicher geräumt wird. Stifte, Papier, Kleber, Scheren und wechselnde Materialien sind das ganze Jahr im Einsatz. Spiele und Puzzles werden regelmäßig ausgewechselt. Ein Teil der Bücher steht im Schrank und wird auf Wunsch herausgenommen. Auch die Bücher werden in einem regelmäßigen Turnus ausgetauscht.

Unser Motto heißt: Weniger ist mehr! Nicht das Spielzeug, sondern das Kind soll im Spiel lebhaft, bewegt und aktiv sein. Weniger Spielzeug bedeutet den Kindern Freiräume zu geben.


Um ca. 11 Uhr klingelt das Windspiel und signalisiert die Aufräumzeit. Bevor allerdings alle dort wo sie gerade sind anfangen ihr gebautes abzubauen, treffen wir uns im blauen Zimmer in einem Stehkreis. Jeder gibt seinem Nebenmann und seiner Nebenfrau die Hand und zusammen singen wir

„Unsere Spielzeit ist zu Ende
aufgeräumt wird jedes Spiel
und wir helfen zusammen
dann wird’s keinem zu viel“


Danach werden die Kinder in die einzelnen bespielten Räume aufgeteilt und gemeinsam wird aufgeräumt.
Dadurch, dass wir vor dem Aufräumen erst noch einmal zusammenkommen können die Kinder ihre Spielorte stetig wechseln und im Spielflow bleiben, weil dieser nicht durch ständiges Aufräumen und Abbauen unterbrochen wird.
Sobald alles wieder ordentlich ist, werden alle angehalten auf die Toilette zu gehen und sich anschließend selbstständig anzuziehen und in den Garten zu gehen.


Bis zum Mittagessen bleiben wir im Garten - auch bei ganz schlimmem Regenwetter, dann aber nur eine halbe Stunde. Uns ist es wichtig, dass die Kinder bei möglichst jedem Wetter draußen sind.
Die Kinder haben auch während der Freispielzeit die Möglichkeit in den Garten zu gehen. Die Voraussetzungen dafür sind, dass sie die Kindergartenregeln kennen, mindestens zu zweit sind und der Entwicklungsstand entsprechend ist.


Um 12 Uhr gibt es Mittagessen. Die Kinder räumen wieder gemeinsam den Garten auf und kommen hoch, ziehen sich selbständig aus und räumen ihre Kleidung und Schuhe an ihren Platz. Nachdem alle auf der Toilette waren und Hände gewaschen haben, setzten sie sich an ihren Platz. Das Kind, dessen Eltern gekocht haben sucht sich den Tischspruch aus. Nach den Tischspruch verteilen die Erziehrinnen den ersten Probierklecks auf den Tellern.
Wir motivieren die Kinder dazu alles zu probieren, aber nicht aufzuessen, wenn es nicht schmeckt. Hat es doch geschmeckt dürfen die Kinder sich eigenständig, soviel und so oft sie wollen, selbst nachnehmen, bis sie satt sind. Dabei achten wir mit darauf, dass sie sich nicht mehr nehmen als sie essen können. Das Essen muss für alle Kinder reichen, deshalb achten wir auf eine gerechte Verteilung.
Vor der Nachspeise räumen die Kinder - meist tischweise - ihr Geschirr in die Spülmaschine und setzten sich wieder auf ihren Platz. Bevor die Nachspeise verteilt wird, machen wir eine Leiseminute. Wichtig ist uns zu erwähnen, dass Nachspeisen keine Belohnungen sind, sondern Teil des Mittagessens und an jeden, der möchte, verteilt werden. Die Kinder bleiben während des Essens sitzen, essen mit Messer und Gabel oder Gabel und Löffel.


Nach dem Mittagessen gehen alle Kinder, die nicht um 13 Uhr abgeholt werden, in das gelbe Zimmer, bereiten sich selbstständig ihren Ausruhplatz vor und können sich noch ein Buch anschauen oder mit ihrem Kuscheltier kuscheln, bis alle anderen da sind.
Die Ausruhzeit begleitet eine Fachkraft, während die andere in der Zeit ein Auge auf die 13 Uhr-Abholer hat und in der Küche die Tische abwischt, den Boden kehrt und die Spülmaschine zu Ende einräumt und einschaltet. In der Ausruhzeit hören die Kinder eine Geschichte - entweder von der Tonibox oder es wird ein Buch vorgelesen. Die Kinder können während der Ausruhzeit sitzen oder liegen, sie haben die Möglichkeit einzuschlafen oder nur leise der Geschichte zu lauschen.
Die Ausruhzeit dauert eine halbe Stunde, danach räumt jedes Kind selbst seinen Ausruhplatz auf, zieht sich an und geht in den Garten.


Nachmittags im Garten spielen die Kinder mit ihren Freunden und Freundinnen so lange bis sie abgeholt werden.
An langen Tagen, bis 16 Uhr, gibt es um 15 Uhr noch einmal die Möglichkeit für die Kinder, die noch da sind, etwas zu essen. Entweder aus ihrer Brotzeitbox oder Obst und Gemüse von der Schulobst-Lieferung.